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Frühling in Edmonton

Moin moin,


als dieser Blogeintrag online geht ist der Mai zwar schon ein bisschen her, dennoch möchte ich euch diesen Monat meines Freiwilligendienstes natürlich nicht vorenthalten. 


Nach meiner Rückkehr aus Costa Rica bricht bereits mein sechster Monat in Edmonton an. Das Wetter ist ganz gut, Schnee liegt keiner mehr, sodass ich meine Winterjacke jetzt endlich in den Schrank hängen kann. Der Kontrast der beiden Länder, gerade klimatisch, ist natürlich enorm. Auf der einen Seite Costa Rica mit einem schwülen, feuchten Klima, und, aufgrund der Nähe zum Äquator, recht kurzen Tagen und keinem Winter. Auf der anderen Seite Alberta, Westkanada, dessen Klima man als trocken und extrem bezeichnen kann, sprich lange kalte Winter und kurze heiße Sommer (wobei der Sommer bisher alles andere als heiß ist - aber das weiß ich damals ja noch nicht). Costa Ricas Wetter gefällt mir auf lange Sicht definitiv besser, wobei man sich an die hohe Luftfeuchtigkeit auch erst einmal gewöhnen muss. Ich finde mich recht schnell in meinem Alltag in der Arche wieder und zum Glück bringt der Frühling einige sonnige Tage mit sich. An einem dieser Tage, Sonntag dem 15. Mai, machen wir gemeinsam mit den Core Membern einen Ausflug ins Muttart Conservatory, einer beliebten Attraktion in Edmonton. Ein botanischer Garten, bestehend aus vier Pyramiden, von denen drei verschiedene klimatische Bedingungen nachempfinden. Bei etwas mehr als 20 Grad, blauem Himmel und strahlendem Sonnenschein fahren Cynthia, Cecile, Alex, Nadeeka und ich zusammen ein kurzes Stück mit dem Bus und laufen dann den Rest zu Fuß. Die vier Pyramiden sind von Teds House aus in einer guten halben Stunde zu erreichen und befinden sich in Cloverdale, einem kleinen Stadtteil südlich des North Saskatchewan River, der direkt gegenüber von Downtown, seinerseits nördlich des Flusses, liegt. Und bevor sich jetzt jemand wundert, ja, mit dem Auto wären es nur 10 Minuten gewesen, aber wie ihr ja bereits wisst darf ich den Van, wieso auch immer, leider nicht fahren.

 

Die erste Pyramide gibt Einblicke in gemäßigtes Klima, so wie es sowohl in Kanada, als auch in Deutschland trotz der enormen Wetterunterschiede vorzufinden ist. Eine Vielzahl wunderschöner Blumen geben eine tolle Kulisse um Bilder zu machen oder einfach zu genießen. Als nächstes geht es weiter mit “Wüstenklima”, wir sehen reihenweise Kakteen und andere Pflanzen, die mit nahezu keinem Wasser gut auskommen. Am besten gefällt mir aber definitiv die dritte und letzte Pyramide: Tropisches Klima. Ich habe das Gefühl ich wäre wieder zurück in Costa Rica, um mich herum Palmen und saftiges Grün soweit das Auge reicht. Nadeeka kommt das ganze natürlich auch sehr bekannt vor, kommt sie doch aus Sri Lanka, welches auch etwa auf der Höhe Costa Ricas nahe des Äquators liegt. Gefehlt hat im Prinzip nur noch der Strand Uvitas und ein paar Affen, vielleicht ein Faultier. Nach einem kurzen Kaffeetrinken macht sich Teds House auf den Rückweg. Der Ausflug war ein voller Erfolg und das Wetter eine 10/10. Nach dem Supper verlassen Alex und ich das Haus zur Hintertür und joggen Richtung Westen. Wenige Gehminuten von Teds House entfernt befindet sich ein kleiner Campus der University of Alberta (UvA), der Campus Saint-Jean inklusive großem Sportplatz. Dort haben wir uns mit einigen anderen Assistants zum Kicken verabredet, ein paar Unbekannte sind auch am Start. Alex versteht zwar leider nicht so ganz, wie ein Fußballspiel funktioniert, aber ein richtiges Match braucht ja auch Zuschauer. Abends nach Schichtende treffe ich mich dann noch mit ein paar Kumpels auf ein Bier im Pub um die Ecke. Was ein nicer Tag!

 

Desweiteren ist der Mai nicht besonders spektakulär. Am Sonntag darauf treffen wir uns wieder zum Kicken, diesmal aber in etwas kleinerer Konstellation. Am letzten Wochenende des Monats nehme ich zum ersten mal auch Cecile mit zum Bowling in die Boonie Doom Mall. Während Erstgenannte und Alex sich ein Duell der Generationen leisten, sind die Damen der Schöpfung, Nadeeka und Cynthia, mit Window Shopping beschäftigt. Heute hat Alex nicht den Hauch einer Chance, Cecile ist einfach zu gut und im Anschluss gibt es noch eine kleine Stärkung bei Tim Hortons, wo wir auch auf den Rest der Mannschaft treffen.

Bevor ich es vergesse, seit April haben wir einen vierten Core Member in Teds House. Unsere Community hat temporär zwei Häuser zusammengelegt, weshalb Margaret jetzt bei uns wohnt. Margaret ist eine junge Frau Ende 30 mit mittellangen blonden Haaren. Ihr Vater kommt aus Kassel und ist vor einigen Jahrzehnten nach Kanada ausgewandert, ein Teil der Familie wohnt immer noch Deutschland. Margaret ist wie auch Cynthia recht eigenständig und hat nur leichte Einschränkungen. Sie wäscht ihre Wäsche selbst, unterhält sich mit uns und ist ein freundliches Wesen. Die Wochenenden verbringt sie immer bei ihren Eltern, weshalb sie oft nicht zuhause ist.

Ansonsten verbringe ich den Monat damit mich auf den Juni zu freuen, denn dann wird mein Bruder Benjamin zu Besuch kommen. Ein Highlight meiner Zeit hier in Kanada, auf das ich mich schon lange freue. Kaum zu glauben, dass ich schon fast ein halbes Jahr hier bin, die Zeit vergeht wie im Flug. Wir hören uns bald wieder!